In den letzten 5-10 Jahren wird Crowdfunding zu einer immer gängigeren Methode der Unternehmensfinanzierung. Aus der Nische heraus ist Crowdfunding zu einem milliardenschweren Markt geworden.
Klassisches Crowdfunding
Beim klassischen Crowdfunding geht es darum, das ein Entrepreneur seine Geschäftsidee vorstellt und dafür um eine Art monetären «Vorschuss» bittet. Auf Plattformen wie etwa Kickstarter oder Startnext gibt es eine Vielzahl solcher Projekte, die meist aus dem kreativen Bereich (etwa Videospiele oder Filme) kommen, aber auch handfest sein können wie etwa innovative Haushaltsgegenstände.
Der Erfinder stellt dort sein Projekt via Text, Bildmaterial und/oder Video vor und legt ein Fundingziel fest. Als Investor hat man dann die Möglichkeit das Projekt zu unterstützen. Der gängigste Weg ist einen Betrag zu spenden, der einem automatisch das Nutzen des Endproduktes erlaubt. Ein Beispiel wäre ein Investor der sich für ein dort vorgestelltes Computerspiel interessiert und für eine Investition von €20 einen Datenträger mit dem Spiel erhält sobald dieses fertiggestellt ist. Wenn sich dann genug Investoren finden um das Fundingziel zu erreichen wird das Geld vom Konto des Funders abgebucht und der Spielefirma zur Verfügung gestellt die mit diesem Kapital die Spiele herstellt.
Des weiteren ist es bei den meisten Projekten auch möglich mit größeren Beträgen zu unterstützen, was meist weiterreichendere Belohnungen nach sich zieht. Bei oben genanntem Computerspiel könnte das etwa eine Nennung in den Credits als Produzent oder Investor sein. Auch dies lässt sich jedoch für den gewinnorientierten Anleger meist nicht monetarisieren.
Ein bekanntes Beispiel ist die Virtual Reality Brille Oculus Rift. Über $2 Millionen investierten Crowdfunder in die Entwicklung der Datenbrille um bei Fertigstellung ein Exemplar zu erhalten. Dieses erhalten die Investoren auch sobald es zur Verfügung steht, als die Firma hinter Oculus Rift aber für mehr als $2 Milliarden an Facebook verkauft wurde konnten die Investoren daran nicht partizipieren und gingen leer aus.
Alles in allem geht es beim normalen Crowdfunding eher um eine Mischung aus Spende und Kauf eines Produktes mit der Hoffnung das die vom Hersteller gemachten Versprechungen gehalten werden. Dies ist also kein Investment im klassischen Sinne und der Anleger erhält in keinem Fall mehr Geld als er in das Projekt investiert hat. Aus diesem Grunde eignet sich das normale Crowdfunding eher für Nischenprodukte, insbesondere aus dem Kreativbereich und nicht zur klassischen Unternehmensfinanzierung.
Crowdinvesting
Für Anleger mit Gewinnabsicht ist equity-based Crowdfunding bzw. Crowdinvesting deutlich interessanter. Dieses findet auf Plattformen wie Seedmatch oder «Deutsche Mikroinvest» statt. Anders als auf klassischen Finanzierungswegen bei denen Unternehmen jeweils viel Kapital von einigen wenigen Marktakteuren (z.B. Banken, Business Angels) aufnehmen wird hier der entgegengesetzte Ansatz verfolgt, also das Aufnehmen von geringen Kapitalmengen von vielen, meist privaten, Anlegern.
Noch häufiger als Mittelständler nutzen Startups zur Gründungsfinanzierung die Finanzierungsform des Crowdinvesting. Oft geschieht das auch zusätzlich zu weiteren Finanzierungsformen wie der Finanzierung über Venture Capitalists oder Banken.
Kleinanleger die über Crowdinvesting investieren wollen können dies schon mit einem kleinen Geldeinsatz tun. Bei der Plattform Seedmatch etwa ist eine Investition ab €250 möglich, größere Investitionen sind aber problemlos möglich bis zu €100.000. Bei anderen Plattformen gibt es vergleichbare Mindestinvestitionsgrößen.
Die Rechtsform der Anlage ist im Normalfall weder ein klassisches Darlehen noch der direkte Kauf von Unternehmensanteilen sondern die Vergabe eines partiarischen Darlehens, also eines gewinnabhängigen Darlehens. Auch die Vergabe von Genussrechten (die jedoch durch den Fall Prokon in Verruf geraten ist) und stille Beteiligungen sind möglich.
Da partiarische Darlehen als Mezzanine-Kapital gelten ist dies eine Mischform aus Fremd- und Eigenkapital, hat jedoch eher Fremdkapitalcharakter. Damit fällt der Einfluss den Anleger auf das operative Geschäft der Unternehmen haben weg, es gibt also kein Mitspracherecht wie bei der Anlage in Aktien.
In einer typischen Crowdinvesting-Investition gibt es eine Mindestvertragslaufzeit für den Investor von 4-7 Jahren, die Mindestvertragslaufzeit für das Unternehmen (also die Zeit zu der der Investor frühestens «ausgezahlt» werden dürfte) ist meist einige Jahre länger. Zumeist gibt es eine feste Basisverzinsung von 1% p.a. die durch einen variablen Bonuszins erhöht wird. Des weiteren gibt es im Normalfall auch eine Exit- bzw. Verkaufs-Beteiligung in Abhängigkeit des Anteils des Anlegers. Eine andere Möglichkeit ist eine sehr hohe Basisverzinsung mit nur geringem Bonuszins und teilweise auch ohne Exit-Beteiligung.
Die Geldaufnahme der Unternehmen ist meist so kalkuliert, dass sehr hohe Renditen für den Investor möglich sind wenn der Plan des Unternehmens aufgeht. Die aktuell beim Anbieter Seedmatch gelisteten Unternehmen planen bei Kündigung nach der kürzesten Frist (4-7 Jahre) mit Renditen für den Anleger zwischen 260% und 1560%. Wenn jedes Investment dort also so aufgeht wie die Unternehmen dies beabsichtigen und der Investor heute €1000 in jedes dort gelistete Unternehmen investiert, dann steht im Jahr 2021 ein Profit von ca. €45000, also jedes Jahr 125% Rendite auf das Ausgangskapital zu Buche. Dass dies auf die Dauer utopisch ist, ist wohl jedem Anleger klar.
Vorteile
Ein großer Vorteil für den breit aufgestellten Kleinanleger ist beim Crowdinvesting, dass Investitionen in Startups und kleinere Mittelständler durchgeführt werden können. Dies sind Unternehmensformen in die ein kleiner Investor im Normalfall nicht investieren kann, da die Finanzierung solcher Unternehmen außerhalb der Schwarmfinanzierung keine Möglichkeiten der Anlage für Kleinanleger bietet.
Ein weiterer Vorteil, insbesondere beim Investieren in Startups, ist, dass das Investment oft zum Erhalt von Unternehmensanteilen führt. In so einem Fall gibt es bei einem Börsengang oder Verkauf des Unternehmens vor Ablauf der vorgeschriebenen Investmentzeit eine Entschädigung für den Investor, die sich meist auf ein Vielfaches des eingesetzten Betrages belaufen.
Last but not least ist man als Investor in ein kleines Unternehmen mehr emotional investiert als bei einem Aktienkauf oder gar bei einem Tagesgeldkonto. Man kann über Crowdinvesting auch in Projekte investieren einfach weil man sie gut findet. Einige spezielle Seiten (z.B. Econeers) haben sich speziell auf ökologisch nachhaltige Investments wie den Umbau von Immobilien in Bezug auf regenerative Energien spezialisiert und bieten damit «grüne» Investmentchancen.
Nachteile
Der offensichtliche Nachteil des Crowdinvestings ist der, dass man in ein einzelnes kleines Unternehmen investiert. Mehr als 50% der Unternehmensneugründungen in Deutschland scheitern in den ersten fünf Jahren nach Gründung. Auch wenn viele davon keine Startups sind und auch kein Crowdinvesting durchlaufen ist die Wahrscheinlichkeit für einen Totalverlust deutlich größer als bei klassischen Anlageformen wie Aktien oder Anleihen. Alleine schon die oben aufgeführte Renditeberechnung zeigt eine gewisse Blauäugigkeit mit der einige Startup-Gründer zwangsläufig herangehen müssen.
Ein weiterer Nachteil ist die mangelnde Liquidität des angelegten Kapitals. Die meisten durch Crowdinvesting finanzierten Projekte/Unternehmen bieten keine Möglichkeit für Investoren das Geld vor Ende der Laufzeit abzuziehen oder die Anteile auf einfache Weise zu verkaufen. Man ist daher an die vorher vorgegebene Laufzeit der Investition gebunden wenn es keinen Börsengang oder Verkauf des Unternehmens gibt.
Auch mangelnde Transparenz der Unternehmen kann als Nachteil gesehen werden. Zwar werden meist Businesspläne bereitgestellt und auch Unternehmensinformationen an die interessierten Investoren herausgegeben, es gibt aber keine so detaillierten Informationen wie bei börsennotierten Unternehmen. Durch die Aufnahme von Crowd Investoren in das Kleinanlegerschutzgesetz im Juli 2015 wurde dieser Nachteil aber abgeschwächt. Es besteht jedoch trotzdem für die meisten Unternehmen die Crowdfunden weiterhin keine Prospektpflicht.
Fazit
Wie bei jeder anderen Anlageform auch birgt das Crowdfunding für Kleinanleger Chancen und Risiken. Auf den ersten Blick mögen hohe Renditen den Anleger locken und die vergleichsweise hohe Wahrscheinlichkeit eines Komplettausfalls der Investition schreckt diesen auf den zweiten Blick wieder ab.
Wie bei den meisten anderen Anlageformen steht und fällt die Güte der Investition mit dem Unternehmen in das investiert wird und mit der Auswahl des selbigen durch den Investor. Der Kleinanleger der die Unternehmungen in die er investiert gewissenhaft prüft kann also beim Crowdfunding seine Lieblingsprojekte sponsern und auch das Crowdinvesting als Anlageform nutzen. Eine breite Risikostreuung ist jedoch aufgrund des Risikos eines Totalverlustes zu empfehlen, mehr noch als bei der Anlage in Aktien, Immobilien oder Rohstoffen.
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